Roman Riklin
erhält den Kunstpreis 2025 der St.Galler Kulturstiftung.
Nadine Böhi
Heute Abend starten die Schweizer Fussballerinnen mit dem Eröffnungsspiel gegen Norwegen in die Heim-EM. Mit dabei ist auch Nadine Böhi, die von 2019 bis 2022 die Lehre bei der Stadtverwaltung Gossau gemacht hat. Nach der Lehre arbeitete sie bis letzten Sommer Teilzeit im Sozialamt der Stadt. Seither setzt sie voll auf den Fussball.
Women’s Euro «Es war eine Riesenfreude, als Nadine das Aufgebot für den Zusammenzug erhielt. Aber Gewissheit hatten wir erst, als das endgültige Kader bekannt gegeben wurde», erzählt Yvonne Böhi, Nadines Mutter. Damit werde ein Traum wahr. «Fussball ist ihr Leben und bei einer Europameisterschaft im eigenen Land dabei sein zu können, etwas ganz Grosses», freut sich die Mutter. Als Nadine vor einem Jahr erstmals ein Aufgebot für die Nationalmannschaft erhielt, sei das schon etwas ganz Besonderes gewesen. Und nun erfülle sich der nächste Traum. Yvonne Böhi vergisst nicht, wie viel ihre Tochter in den Fussball investiert: «Seit einem Jahr fokussiert sie sich voll auf den Fussball – mit allen Konsequenzen, auch den finanziellen.» Von Profitum kann bei den Spielerinnen des FC St.Gallen nämlich nicht die Rede sein. Sie erhalten vielmehr Spesenentschädigungen, denn Löhne – geschweige denn solche, die zum Leben reichen würden. Um den Traum vom Profifussball zu verwirklichen, müssen Schweizerinnen in der Regel in ausländische Ligen wechseln. Diesen Schritt macht in der nächsten Saison auch Nadine Böhi. Sie wechselt zu Union Berlin, dem Bundesliga-Aufsteiger. «Ich freue mich wahnsinnig für sie und Berlin ist sicher einen Besuch wert», sagt Mutter Yvonne zum Transfer ihrer Tochter in die deutsche Hauptstadt.
Auch bei der Stadtverwaltung freut man sich über die EM-Teilnahme Böhis. «Das ist schon eine besondere Sache, gerade für jene Personen in der Stadtverwaltung, die viel mit Nadine zu tun hatten», sagt Urs Salzmann, Kommunikationsbeauftragter der Stadt Gossau und bis 2021 für die Berufsbildung Kaufleute bei der Stadtverwaltung verantwortlich. Salzmann erinnert sich an verschiedene Meilensteine, die Böhi während ihrer Zeit bei der Stadt Gossau fussballerisch erreicht hat. «Wir haben immer beobachtet, wie sie sich sportlich entwickelt. Die Freude war gross, als sie sich in der höchsten Liga als Stammgoalie etablierte und auch wieder, als sie das erste Aufgebot für die A-Nationalmannschaft erhielt. Nun freuen wir uns über den Auslandtransfer und das EM-Aufgebot», erzählt Salzmann. Nadine habe ihm schon früh erzählt, dass sie als Fussballerin den Sprung ins Ausland wagen wolle. In der Lehre habe sie sich sehr fokussiert gezeigt. «Das braucht es auch, um eine reguläre Berufslehre mit Spitzensportambitionen zu verbinden», so Salzmann. Die Stadt sei Böhi entgegengekommen, wenn sie für Aufgebote der Juniorinnennationalmannschaft Freitage benötigte. Aber die Fussballerin habe die Pensen kompensieren müssen.
Als Kind spielte die heute 21-Jährige aus Niederbüren bei den Junioren des FC Niederwil. 2016 wechselte sie in den Nachwuchs des FC St.Gallen. 2020 schaffte sie den Sprung ins Fanionteam, musste aber erst hinter Fabienne Oertle anstehen. Als sich diese verletzte, nutzte Böhi ihre Chance und liess sich nicht mehr aus dem Tor verdrängen. Hintenanstehen muss Böhi aktuell noch beim Nationalteam. Livia Peng bei Werder Bremen und Elvira Herzog bei RB Leipzig haben sich beide in der Bundesliga etabliert und machten den Kampf um die Nummer 1 an der Heim-EM unter sich aus – mit dem besseren Ende für Peng, die ab der nächsten Saison für Chelsea spielt. Doch bekanntlich gehören mehr als die Elf, die jeweils auf dem Platz stehen, zum Team. Und gerade für die Stimmung und die Trainingsqualität sind alle 23 Spielerinnen wichtig. Die Vorfreude ist bei den Böhis auf jeden Fall nicht getrübt, weil Nadine «nur» auf der Bank sitzen wird. Und so werden sie die Spiele im Stadion mitverfolgen, wie Mutter Yvonne bestätigt: «Alle, die es sich einrichten konnten, sind mit dabei. Und wir sind zuversichtlich für das Schweizer Team»!
Die Schweiz bestreitet ihre Gruppenspiele in Basel, Bern und Genf gegen Norwegen, Island und Finnland. Gespielt wird auch in St.Gallen. Am Freitag, 4. Juli, treffen Deutschland und Polen im Kybunpark aufeinander. Am Mittwoch, 9. Juli, duellieren sich Frankreich und Wales in St.Gallen. Im dritten Spiel in der Ostschweiz treffen die Titelverteidigerinnen aus England am Sonntag, 13. Juli, im britischen Duell auf Wales.
tb
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