Walter Micone
möchte dem Quartier Tschudiwies-Centrum frischen Wind einhauchen.
Angela Koller wurde vor eineinhalb Wochen zur Frau Landammann gewählt. sro
Vor eineinhalb Wochen wurde Angela Koller in Appenzell zur Frau Landammann gewählt. Gleich nach der Wahl trat sie ihr Amt an. Entsprechend muss sie sich von ihrer Stelle als Leiterin des Sekretariats beim Departement Gesundheit und Soziales in Herisau verabschieden.
Politik Mit der Wahl zur Frau Landammann ist man in Appenzell Innerrhoden direkt im Amt – nach der Vereidigung am Sonntag folgt am Montag bereits der erste Arbeitstag. Das wusste man im Departement Gesundheit und Soziales – im Falle der Wahl von Angela Koller würde sie montags nicht mehr in Herisau anzutreffen sein. «Der Abschied vom Kanton Ausserrhoden fällt mir schon sehr schwer. Aber man kann nichts Neues beginnen, ohne etwas Altes loszulassen», sagt Koller. Sie war 14 Jahre für den Kanton Appenzell Ausserrhoden tätig. Sie war noch keine 30 Jahre alt, als sie zuerst juristische Mitarbeiterin, dann stellvertretende und schliesslich leitende Departementssekretärin wurde. «Ich habe extrem gerne für den Kanton gearbeitet – meine Arbeit war stets lebendig und vielseitig. Das Zusammenwirken in der Verwaltung hat mich immer beeindruckt», so Koller. Auch wenn der Abschied nicht leichtfällt, auf den abrupten Wechsel habe sie sich eingestellt.
«Für die Zukunft darf man sich fragen, ob der schnelle Amtsantritt noch zeitgemäss ist oder ob man nicht einen Monat Übergangszeit vorsehen sollte für den Wechsel», sagt Koller. Für Arbeitgebende sei das eine riesige Herausforderung, zumal die Stellenausschreibungen mit Vorbehalt getätigt werden. Koller hat ihr Büro in Herisau bereits geräumt, der offizielle Abschiedsapéro folgt noch. «Mein Arbeitgeber hatte wirklich viel Verständnis. Glücklicherweise habe ich einen Stellvertreter, der nun die Übergangszeit gewährleisten kann.» Seit eineinhalb Wochen ist Koller nun in Appenzell tätig. Die 14 Jahre in Ausserrhoden hätten ihr für das jetzige Amt sehr geholfen. Die Abläufe für Traktandierungen, Standeskommissionssitzungen, Nachbereitung und Organisation eines Departements kennt sie. «Die politischen Zusammenhänge, die Zusammenarbeit mit Verwaltung, Kantonsrat und Regierungsrat war sehr wertvoll – das kommt mir nun zugute. Jetzt gilt es, die Unterschiede in den Details zu erkennen», sagt Koller. Sie gab bereits im Wahlkampf die Devise «luege, lose, laufe» vor.
Den Wahltag konnte sie bislang noch gar nicht sacken lassen, da sie nahtlos von einem Amt ins andere wechselte. «Ich hatte bis heute noch keinen Moment, in dem ich die Emotionen zulassen konnte. Am Sonntag sind von aussen viele Emotionen auf mich zugeströmt. Ich habe noch nicht verarbeitet, was dieser Tag mit mir gemacht hat. Vielleicht ist das aber auch gut so», sagt Koller und lacht. Sie sei aber voller Freude und Dankbarkeit. Als das Ergebnis bekannt gegeben wurde, sei ihr nur durch den Kopf gegangen, sich konzentrieren zu müssen, denn als stillstehender Landammann folgt direkt die Eidesleistung und der Abzug. «Auch danach ging es Schlag auf Schlag – die Medien warteten bereits.»
Nach der Wahl war sie noch in Appenzell unterwegs, nahm Gratulationen entgegen. Alle Augen waren auf sie gerichtet. «Es projizierte sich viel auf meine Person – aber es sind so viele Leute den Weg vorausgegangen und mit mir gegangen. Ich durfte eine breite Unterstützung erfahren», sagt Koller. Als sie am Montag ins neue Amt startete, habe sie gewusst: Nun folgt eine Phase mit viel Arbeit und wenig Schlaf. «Ich wusste, was auf mich zukommt, zumal ich in den vergangenen Jahren viele Personen begleitet habe, die für die Standeskommission kandidiert haben. Und ich komme mit solchen Phasen sehr gut zurecht.» Das Medieninteresse war auch in der Woche nach der Wahl sehr gross, da sie die erste Frau in diesem Amt ist. Es erreichten sie viele Interviewanfragen. «Die Medienarbeit ist mir ein grosses Anliegen. Medien sind für die Demokratie wichtig und deren schwierige Situation wird sich in den kommenden Jahren noch zuspitzen. Daher ist wichtig, sich zu fragen, wie und auf welchen Kanälen wir die Menschen erreichen können», meint sie.
Ausserdem sei es ein guter Moment gewesen, zeigen zu können, dass sich Innerrhoden in der politischen Frauenfrage jetzt nicht mehr verstecken muss. «Wir haben die Geschichte des späten Frauenstimmrechts, aber ich bin bereits die vierte Regierungsrätin hier. Einige andere grosse Kantone können das (noch) nicht aufweisen», sagt Koller. Für das Amt des Landammanns war sie die erste Frau, die überhaupt kandidiert hat. Koller nimmt den Kanton als traditionsbewusst, aber offen sowie innovativ wahr. «Die Innerrhoder sind neugierige Menschen», sagt sie und schmunzelt. Viel über ihre Pläne in der Politik verrät Koller derzeit noch nicht, über ihre Werte hingegen schon. «Die Erhaltung der Demokratie, in der sich alle, die hier leben und arbeiten, beteiligen können. Ausserdem ist mir die Chancengerechtigkeit ein Anliegen. Jeder der will, soll können. Ganz im Sinne von: fördern und fordern», so Koller.
Stefanie Rohner
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