Gabriela Eberhard
hat eine Interpellation zur Beflaggung der Stadt zur Pride 2025 eingereicht.
Nun ist es definitiv: Nachdem auch das Konsultationsverfahren keine Lösungen hervorbrachte, die das Gesamtunternehmen sichern, wird bis spätestens Ende August die Produktion bei der AG Cilander eingestellt.
Schliessung Ende Januar kommunizierte das Unternehmen, aufgrund der Entwicklungen in der Textilindustrie und bei Schlüsselkunden die Einstellung der Geschäftstätigkeit der AG Cilander zu prüfen. Nachdem auch im jetzt abgeschlossenen Konsultationsverfahren keine Lösung für die Fortführung des gesamten Unternehmens gefunden werden konnte, wurde nun an der ausserordentlichen Generalversammlung vom Donnerstag die Schliessung bis spätestens Ende August beschlossen. Im vorangegangenen Konsultationsverfahren seien Unternehmensleitung und Personalkommission im engen Austausch gestanden. «Das Schlimmste ist, dass wir nun 160 Mitarbeitende entlassen müssen. Wir werden diese aber bei der Arbeitssuche unterstützen», sagt CEO Burghard Schneider.
Die AG Cilander braucht bis im Sommer aber noch genügend Mitarbeitende, da sie nun grosse Bestellungen von der Kundschaft erhalten hat. «Da diese noch keine Anschlusslösungen der Produktion für sich gefunden haben, kommen grosse Bestellungen. Wir müssen nun in sechs Monaten so viel produzieren wie normalerweise in 12 bis 18 Monaten», sagt Schneider. Bei der Kundschaft herrsche grosse Enttäuschung, aber sie zeige auch Verständnis für die Situation. «Viele der Kunden befinden sich in einer ähnlichen Situation. Wenn wir nach Befindlichkeiten fragen, stellen wir fest, dass wir alle ähnliche Probleme haben und dass wir uns alle an der eigenen Nase nehmen müssen», sagt Schneider. Man rede stets gerne von Nachhaltigkeit im ökonomischen, ökologischen und sozialen Sinne, aber man vergesse oft, was dies bedeute: Diese kostet und führt zu höheren Preisen. «Das Einkaufsverhalten hat sich verändert. Und wenn unsere Kunden ihre Kunden verlieren, verlieren wir wiederum die unseren», so Schneider. Die Schweiz und auch Zentraleuropa verliere mit der Schliessung der AG Cilander nun einen weiteren der wenigen Player in der Textilindustrie.«Auch bei den Mitarbeitenden herrscht natürlich absolute Enttäuschung. Zwar kam der finale Entscheid nicht überraschend und niemand hat erwartet, dass es mit massiven Kürzungen gehen würde. Dennoch würde die Hoffnung nie aufgegeben», so Schneider.
Auch wenn die Gesamtunternehmung geschlossen werden muss, werden Ansätze für die Fortführung einzelner Bereiche geprüft – drei Hauptaktivitäten kommen dafür in Frage. «Einerseits können wir uns vorstellen, dass Mitarbeitende einzelne Produkte auf eigene Rechnung produzieren und vertreiben lassen, andererseits ist denkbar, dass der Cilander-Shop einen neuen Besitzer finden könnte. Im dritten Bereich, der in Frage kommt, sind wir auf der Suche nach neuen Besitzern für den Beschichtungsstandort Lützelflüh», sagt Schneider. Dort wolle man in gleicher Form, aber mit neuem Besitzer weitermachen. Man habe zu allen Bereichen konkrete Anfragen, die Umsetzung sei noch offen. Die AG Cilander hat in Herisau eine Tochterfirma, die Alumo AG. Dort werden Hemdenstoffe für die Massschneider von Topklasse-Brands entwickelt und vertrieben. «Auch dafür haben wir konkrete Anfragen. Ich bin überzeugt, dass daraus etwas entstehen kann und einige Arbeitsplätze gerettet werden können», so Schneider. Er spricht von rund 30 Arbeitsplätzen, die bewahrt werden könnten. «Natürlich kann ein neuer Besitzer frei entscheiden, wen er einstellt. Aber er täte gut daran, den Bestehenden ein Angebot zu machen und das breite Know-how der Mitarbeitenden zu nutzen.»
Schneider sieht aber ohnehin gute Chancen für die Mitarbeitenden, schnell eine neue Anschlusslösung zu finden: «Die Angebote an offenen Arbeitsstellen befreundeter Unternehmen in der Umgebung sind beeindruckend und erfreulich. Der erarbeitete Sozialplan ist darauf ausgelegt, die Mitarbeitenden bei der Suche nach einer Anschlusslösung zu unterstützen und zu begleiten. Das intern eingerichtete Job-Center ist bereits im Austausch mit vielen Personalstellen und fördert die Stellenvermittlung aktiv.» Weitere Massnahmen gemeinsam mit verschiedenen regionalen Arbeitsvermittlungsstellen und einer Newplacement-Agentur seien in Planung. Erfreulich sei auch, dass für alle Lernenden eine Anschlusslösung gefunden werden konnte, damit sie ihre Ausbildung abschliessen können. Schneider betont: «Wir haben hervorragende Leute. Wir freuen uns für jeden Arbeitgeber, dass er mit unseren engagierten Mitarbeitenden seine Zukunft gestalten kann.» Im internen Jobcenter gehe es zudem darum, Leute bei der Bearbeitung ihrer Bewerbungsunterlagen zu unterstützen.
«Wir haben teilweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit über 20 Jahren bei uns arbeiten. Teils wurden sie damals per Handschlag eingestellt und mussten keine Bewerbung mehr schreiben. Daher geben sich die Mitarbeitenden Hilfestellungen für bei der Erstellung von Lebensläufen und Bewerbungsschreiben – auch für jene, die der Sprache schriftlich nicht zu hundert Prozent bemächtigt sind», sagt Schneider. Und sie böten weitere Unterstützung an – sei es in Form von Job-Centern, Weiterbildungen, Bewerbungstrainings oder auch ganz einfach bei Fotos für Bewerbungen», sagt Schneider. Es würden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zudem Empfehlungen bei potenziellen neuen Arbeitgebern und befreundeten Unternehmen ausgesprochen. «Wir wollen ein fairer Partner in diesem Prozess sein. Ich sehe sehr gute Chancen für die Mitarbeitenden, aber es ist tatsächlich eine grosse Herausforderung, da es so viele sind, die ihre Stelle verlieren», sagt Schneider. Er selbst wisse noch nicht, was er nach der Schliessung machen werde. «Die kommenden sechs Monate geht es darum, Anschlusslösungen für Mitarbeitende Realität werden zu lassen, da stelle ich mich bewusst zurück. Danach schaue ich, wohin mich die Zukunft bringt», so der CEO.
Stefanie Rohner
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