Lukas Schmid
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Der Kanton Appenzell Ausserrhoden hat mit der Alpinen Rettung Schweiz (ARS) eine Leistungsvereinbarung für den Aufbau und Betrieb eines «First Responder Plus»-Systems abgeschlossen. Des Weiteren wurde die Vereinbarung mit der ARS zur Sicherstellung der Bergrettung erneuert.
First Responder Pro Jahr erfolgen in Appenzell Ausserrhoden rund hundert Notrufe mit den Stichworten «bewusstlos» oder «Reanimation». Solche Notrufe stehen oft im Zusammenhang mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Mit First Respondern – ehrenamtlichen Ersthelferinnen und Ersthelfern – kann die kritische Frist bis zum Eintreffen der professionellen Rettungskräfte überbrückt werden. «Die Überlebenschance einer Person nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand sinkt bis zum Beginn qualifizierter Massnahmen jede Minute um 10 Prozent. Um die Überlebenschance zu erhöhen, ist qualifizierte Hilfe innerhalb von wenigen Minuten unerlässlich. Damit keine wertvolle Zeit verloren geht, leiten First Responder die Erstversorgung von Notfallpatientinnen und -patienten ein, bis der Rettungsdienst eintrifft», sagt Landammann Yves Noël Balmer. Damit würden sie die interventionsfreie Zeit der professionellen Einsatzkräfte verkürzen. First Responder haben sich in den letzten Jahren in der Schweiz etabliert und sind inzwischen in vielen Kantonen im Einsatz. Appenzell Ausserrhoden hat nun für den Aufbau und Betrieb eines solchen First Responder-Systems mit der Alpinen Rettung Schweiz (ARS) eine Vereinbarung abgeschlossen. «Es ist geplant, dass das System innert zwei Jahren mit total 87 First-Respondern fertig aufgebaut ist», so Balmer.
Die ARS ist bereits erfahren im Aufbau von First Responder-Systemen in anderen Kantonen. «2020 wurde in Graubünden das erste First Responder Plus-System eingesetzt. Das hat die Bevölkerung stark beruhigt, da man so mit Leuten aus dem eigenen Dorf Notfälle abdecken kann», sagt Andres Bardill, Geschäftsführer und Bergführer der ARS. Man habe viele Leute mit beruflichem medizinischem Hintergrund gefunden, welche durch das System reaktiviert werden konnten. «So kann auch in kleinen Bergdörfern eine überproportional gute medizinische Grundversorgung gewährleistet werden», sagt Bardill. «Die Ersthelferausbildung ist gemäss Interverband für Rettungswesen auf IVR-Stufe 2 festgelegt. Mit der Stufe 2 werden die First Responder Plus (FR+) neben Reanimationen auch auf weitere lebensbedrohliche Situationen wie Bewusstlosigkeit, Ersticken, Ertrinken oder Stromunfall vorbereitet. Die Aus- und Weiterbildung wird durch den Rettungsdienst des Spitalverbundes sichergestellt», sagt Thomas Koller, Rettungschef der Rettungsstation Schwägalp, welche zur Alpinen Rettung Ostschweiz gehört (ARO). Dass der Rettungsdienst diese Aufgabe wahrnehme, sei ideal. «Die FR+ lernen von den Profis, welche sie auch im Einsatz antreffen. Das erleichtert die Zusammenarbeit in stressigen Situationen sehr. Wir von der SAC-Rettungsstation Schwägalp übernehmen die Ausbildung im Bereich 'Aufgebot und Einsatz'», sagt Koller. So lernen angehende FR+, wie die Alarmierung und der Einsatzablauf sowie die Vor- und Nachbearbeitung der Einsatztätigkeit funktionieren. Die Dauer der Ausbildung ist unterschiedlich. Samariter besitzen die Ausbildung IVR-Stufe 2 oft schon. «Ohne die Ausbildung sind es fünf Tage, welche wir stufenweise innert zwei Jahren erreichen möchten. Darin enthalten ist ein halber Tag Einführung in 'Aufgebot und Einsatz'», so Koller. Der Kanton vergütet der ARS die Kosten für die Startinvestition (Ausrüstung der Ersthelfer) pauschal mit 185'000 Franken sowie die jährliche Beitragspauschale für die Leistungen mit 12'700 Franken. Die ARS stellt die Infrastruktur und den organisatorischen Rahmen des «First Responder Plus»-Systems zur Verfügung.
Sobald FR+ einsatzfähig sind, können sie sich auf der digitalen Aufgebotsinfrastruktur der ARS registrieren und so durch die zuständige Notrufzentrale über eine App aufgeboten werden. «Dann erhält man den Standort des Patienten mit einer Karte auf das Handy. Sobald man den Einsatz annimmt, erhält man weitere Informationen», sagt Bardill. Geeignet als First Responder sei, wer sich für Erste Hilfe interessiere und bereit sei, in Not geratenen Menschen zu helfen. «Darüber hinaus haben wir ein Mindestalter von 18 Jahren definiert. Interessierte müssen physisch und psychisch belastbar sein. Erfahrung aus Rettungsorganisationen sind ideale Voraussetzungen. Damit die First Responder im Kanton rasch am Einsatzort sind, ist auch der Wohn- und Arbeitsort ein wichtiges Kriterium», sagt Koller. Das bestätigt auch Bardill. «Man will das Gebiet im besten Fall rund um die Uhr abdecken können.
Wichtig ist auch die uneingeschränkte Mobilität und eine grosse Motivation», sagt Bardill. Sollte es vor Ort zu Unklarheiten oder Unvorhergesehenem kommen, steht die Notrufzentrale für Rückfragen zur Verfügung. «Bevor jemand am Unfallort eintrifft, weiss die Notrufzentrale oft auch nicht mehr. Wenn es mit Patienten Probleme gibt, kann man auf den Rettungsdienst oder die Notrufzentrale zurückgreifen. Die Ausbildung bereitet die FR+ aber gut vor», sagt Bardill.
Zugleich hat Appenzell Ausserrhoden die Vereinbarung mit der ARS zur Sicherstellung der Bergrettung erneuert. Die ARS übernimmt dabei von der Rettungsstation Schwägalp aus weiterhin die Rettung von verunfallten oder erkrankten Menschen im alpinen, voralpinen und schwer zugänglichen Kantonsgebiet und unterstützt polizeiliche Aufgaben. Die jährliche Beitragspauschale an die ARS für deren Leistungen beträgt neu 27'000 Franken. «Die Vereinbarung besteht seit 2003 und wurde neu von 11'000 auf 27'000 Franken pro Jahr erhöht», sagt Landammann Balmer. Die Vereinbarung für die Bergrettung gelte unbefristet und könne jährlich gekündigt werden. Die Vereinbarung für das First Responder Plus-System gelte ebenfalls unbefristet und kann jährlich, erstmals allerdings auf den 1. Januar 2030, gekündigt werden.
Stefanie Rohner
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