Walter Micone
möchte dem Quartier Tschudiwies-Centrum frischen Wind einhauchen.
Anne Hertz arbeitet schon seit 17 Jahren bei der Gemeinde. sro
Seit 17 Jahren arbeitet Anne Herz-Barbey für die Gemeinde Herisau – genauer gesagt für die Jugendlichen der Gemeinde. Anfang des Jahres hat sie die Leitung des Jugendsekretariats und der Sozialberatung übernommen.
Neue Leitung «Ich schätze die Arbeit mit den Jugendlichen immer noch sehr und arbeite gern bei der Gemeinde. Es ist faszinierend und ein spannendes Alter, in dem so vieles passiert», sagt Anne Herz-Barbey. Es habe stets gestimmt, aber nach so langer Zeit habe sich die Frage gestellt: bleiben oder eine neue Herausforderung annehmen? «Als mein Vorgänger in Pension ging, eröffnete sich mir eine neue Chance, die ich gerne ergriff», so Herz-Barbey. Zuvor hatte sie die Leitung des Jugendzentrums inne, sie war auch schon bei der Jugendberatung. «Die Fallarbeit der Jugendberatung ist geblieben – nun habe ich mehr Fälle, da ich zuvor auf der Beratung nur 30 Prozent angestellt war», so Herz-Barbey. Neu ist die Bereichsleitung, die ein höheres Pensum erfordert als zuvor die Leitung des Jugendzentrums. Dort hatte sie einen Festangestellten und einige Aushilfen unter sich. «Hier führe ich die Jugend- und Sozialberatung, die mobile Sozialarbeit, die Jugendwohnungen und das Jugendzentrum verantwortlich», so Herz-Barbey. In die Fachgebiete der mobilen Sozialarbeit und Sozialberatung muss sich die gebürtige Herisauerin erst noch einarbeiten, die restlichen Bereiche waren ihr bekannt. «Wir haben aber in allen Bereichen sehr kompetente Fachleute – ich komme dann ins Spiel, wenn sie Unterstützung brauchen», sagt sie
Die Einarbeitung und die erste Zeit im neuen Aufgabenfeld seien reibungslos verlaufen. «Ich muss aber noch lernen zu delegieren und einsehen, dass ich nicht alles selbst machen kann», sagt Herz-Barbey und lacht. Auch sei es eine Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen. «Es ist aber sehr spannend und ich lerne viel Neues dazu.» Das sei nach 17 Jahren im Beruf schön. Die Jugend- und Sozialberatung, das Jugendzentrum sowie die mobile Sozialarbeit sollen so niederschwellig wie möglich sein. In der Jugendberatung ist Herz-Barbey seit drei Jahren tätig – stetig kommen neue Anfragen hinein, die Beratungsstelle ist gut ausgelastet. «Gerade bei den Jugendlichen ist die Themenbreite an Fragestellungen, mit denen sie herkommen, sehr vielfältig. Oft kommen sie mit einem Thema und wir bemerken, dass noch andere Bereiche ihres Lebens betroffen sind», sagt die Leiterin des Jugendsekretariats. So komme beispielsweise jemand mit einer finanziellen Frage und man stelle fest, dass es auch im Beruf und zu Hause schwierig sei. «Wir stellen fest, dass es vermehrt vorkommt, dass mehrere Bereiche betroffen sind», so Herz-Barbey. Da reiche es nicht mehr aus, zwei bis drei Beratungen durchzuführen. «Die Fälle sind heute viel komplexer», sagt sie. Das mache sich auch in der Sozialberatung bemerkbar.
In der Zeit der Pandemie habe sich bemerkbar gemacht, dass die Jugendlichen in mehrfacher Hinsicht darunter litten. Auch heute hat das Weltgeschehen Einfluss auf die Jugendlichen. «Auch hier leidet dann wieder die psychische Gesundheit aufgrund der vielen Unsicherheitsfaktoren», sagt Herz-Barbey. Es würden Fragen auftauchen, was es mit einem selbst und was es mit der eigenen Zukunft mache. Dass die Jugendlichen heute oftmals mit der psychischen Gesundheit kämpfen, habe mehrere Einflüsse. «Pandemie, Zukunftsängste, aber auch die zunehmende Digitalisierung führten dazu. Heute erhalten wir die Infos zum Geschehen auf der Welt unfassbar schnell.» Auch die Vergleiche mit anderen Menschen, die durch Social Media stark zugenommen hätten, würden auf die Psyche schlagen. «Jugendliche haben heute viel mehr Druck als frühere Generationen», stellt Herz-Barbey fest.
Die Digitalisierung vernetze die Menschen zwar auch mehr, könne aber auch einsam machen. «Das ist seit der Pandemie viel mehr als zuvor der Fall. Jugendliche bewegen sich heute anders – sie sind weniger draussen, eher zu Hause, allein oder mit Freunden.» Sie habe in der Beratung deshalb öfter erlebt, dass Jugendliche meinten, sie seien einsam und würden Freunde brauchen. In der Sozialberatung hätten die Fachleute oftmals mit finanziellen Fragen und Fragen zu Trennungen und deren Folgen zu tun.
In der Jugend- und Sozialberatung geht es deshalb oft auch um Triage. Wenn bemerkt wird, dass jemand eine Therapie, einen Klinikplatz oder sonstige weiterführende Fachangebote braucht, wird Unterstützung geleistet. «Leider sind gerade Therapieplätze für Jugendliche fast nicht zu finden. Das kann frustrierend sein, da man möchte, dass ihnen sofort geholfen werden kann», sagt Herz-Barbey. Gar nicht frustrierend sei hingegen, dass viele der Jugendlichen, welche die Beratung aufsuchen, schon mit wenig Beratung unglaublich viel schaffen. «Und darauf können sie stolz sein – diese Begleitung ist das Schönste», sagt Herz-Barbey.
Die Jugend- und Sozialberatung sei sehr wichtig – sie wirke präventiv. «Man kann vieles sehr früh auffangen. Das spart enorm Ressourcen und Finanzen im Nachgang, wenn man sich der Menschen frühzeitig annimmt. Das ist oft nicht so sichtbar gegen aussen», sagt Herz-Barbey. Es gelte, solche Angebote zu erhalten. Von der Gesellschaft wünscht sie sich teilweise ein wenig mehr Verständnis dafür. «Man sieht in einer Statistik natürlich nicht, welche Folgekosten in welcher Höhe verhindert wurden – das ist für uns nicht messbar. Aber wir wissen, dass es diese Anlaufstellen braucht», so Herz-Barbey.
Stefanie Rohner
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