Benno Högger
Die Berufsfeuerwehr St.Gallen testet zurzeit den Bio-Treibstoff HVO.
Zwei Männer, ein Auto, 50 Länder und 1000 Eindrücke. Samuel Weishaupt und Philippe Büchel sind innert vier Jahren mehr als 150’000 Kilometer gefahren und haben neue Kulturen, Länder und Menschen kennengelernt. Nun flimmert ihr Abenteuer über die Kinoleinwand in Herisau, St. Gallen, Heiden und Wil.
Dokumentarfilm Gespannt erwarteten die Besucherinnen und Besucher an der Vorpremiere das rasante Abenteuer von Samuel Weishaupt und Philippe Büchel – für die beiden war es eine Zeitreise, für das Publikum ein Einblick in die vier Jahre dauernde Weltreise, zu welcher die beiden 2008 aufgebrochen sind. Nicht nur die Weltreise hat vier Jahre gedauert, sondern auch die Produktion des Filmes. «2020 haben wir den Umstand genutzt, aufgrund der Pandemie mehr Zeit zu haben. Wir freuen uns sehr, dass der Film nun endlich in den Kinos läuft», sagt Weishaupt. Doch warum erst jetzt, 16 Jahre später? «Als wir von unserer Reise zurückkehrten, hielten wir viele Vorträge. Aber nach vier Jahren Reise war es dann auch mal gut», meint Weishaupt und lacht. Auch hätten sie gar nicht die Ressourcen für die Produktion gehabt. «Ich wollte von Beginn an einen Film daraus machen, aber dass er nun in den Kinos läuft, hätte ich mir selbst nie erträumen lassen», so der Appenzeller. In den vier Jahren entstanden Hunderte von Stunden Filmmaterial. Damals trafen sie an einem Vortrag den Filmemacher Jorge Oswald, Jahre später erneut in der Schweiz. Beim Reden übers Reisen stellten sie fest, dass sie die gleiche Vision teilen. «Als er nach Appenzell kam, merkten wir, dass Jorge richtig Lust und den nötigen Biss hatte, dieses Projekt mit uns umzusetzen. Wir wollten keine klassische Reisedokumentation machen, es sollte die Erfahrungen widerspiegeln und eine positive Message haben. Das ist uns gelungen», ist Weishaupt überzeugt.
Der Film brilliere nicht durch wunderschöne Tier- und Landschaftsaufnahmen, er sei jedoch sehr ehrlich. Schon über tausend Menschen haben den Film gesehen. «Viele meinten, der Film sei emotional berührend, direkt, nahe bei Menschen und der Realität.» Und auch wenn es im Film ab und an etwas dramatisch werde, so besteche er durch die Freude der Menschen, die Begegnungen, viel Positives und die Freude am Reisen. Ausserdem spreche der Film alle Generationen an, Leute, die selbst schon gereist sind und jene, die das noch tun wollen. Im Film blicken Weishaupt und Büchel retrospektiv in Interviews auf die vier Jahre und die Erlebnisse zurück. «Es war toll, die Aufnahmen von damals wieder zu sehen, vor allem in so kompakter Fassung. An vieles konnten wir uns noch erinnern, aber lange nicht an alles», sagt Weishaupt. Er ist froh, ist der Film erst jetzt produziert worden. «Ohne diese Distanz wäre er niemals so gut geworden», ist er sicher. Was ihn erstaune, sei die Tatsache, dass sich viele noch an die Medienberichte von 2006 erinnern konnten, als die beiden mit der Planung für ihre Reise begonnen haben. «Es ist kaum zu glauben», staunt er.
Die beiden haben sich an einer Schule in St.Gallen kennengelernt und irgendwann entschieden, gemeinsam auf Reisen zu gehen. Zwei Jahre lang haben sie sich darauf vorbereitet. Es galt, das Auto, die Route und alle Visas sowie die Sponsoren zu organisieren. Am 8. Januar 2008 war es dann endlich so weit. Die Autonummer passte perfekt zu diesem Datum: AI 8108. Viele Freunde, Bekannte und die Familien der beiden verabschiedeten sich auf dem Landsgemeindeplatz, ein Künstler hat ein Feuerwerk organisiert. «In dem Moment, in dem wir losfuhren, fühlten wir uns aber nach zwei Jahren Planung immer noch nicht bereit», sagt Weishaupt lachend. Man sei ohnehin nie bereit, alles könne nicht vorbereitet werden. Es warteten 50 Länder darauf, entdeckt zu werden. «Wir erlebten unglaublich viele prägende Momente. Es gab viele Regionen, die kompliziert waren beim Reisen und umso mehr in Erinnerung blieben.» Weishaupt nennt Zentralasien, Südamerika und Nordafrika als Beispiele. Während den vier Jahren haben die beiden in Australien einen längeren Halt von sechs Monaten eingelegt, um dort zu arbeiten. «Das war wirklich cool. Es war auch schön, einen Ort und die Menschen etwas länger kennenlernen zu können, statt nur durchzureisen», sagt Weishaupt. Auch die Pause vom Reisen habe gutgetan. «Reisen hat wenig mit Ferien zu tun, es ist anstrengend.» Sich stetig zu fragen, wo man übernachte, was man esse und wo was sei, brauche viel Energie – ebenso, wie sich auf die stets neuen Sprachen und Menschen einzulassen. «Die einzige Konstante war unser Auto, das Zuhause. Das gab uns Struktur.»
In vier Jahren Reise erlebten die beiden auch Situationen, die keinen Spass gemacht haben oder gefährlich waren. «Philippe hatte einmal die Schweinegrippe, ich eine heftige Mittelohrentzündung. In Indien hatten wir ausserdem einen Autounfall, der zum Glück glimpflich ausging. Und es ist auch nicht immer einfach, so aufeinander zu hocken», sagt Weishaupt. Indien sei ohnehin ein Erlebnis gewesen, das er so nicht zwingend nochmals erleben wolle. «Es war laut, überfüllt und eine Katastrophe zum Reisen. Doch auch dort haben wir Positives erlebt – es war aber eine rasante Achterbahnfahrt der Gefühle.» Die grösste Gefahr sei der Strassenverkehr gewesen, da die beiden sehr viel unterwegs waren. «Natürlich aber auch die giftigen Tiere. Wir hatten aber immer Glück. Am nördlichsten Punkt in Südamerika war ich barfuss in der Wüste. Auf einmal hörte ich eine Klapperschlange, sah sie aber nur kurz», erinnert er sich. Welches er das schönste Land gefunden habe, könne er nicht sagen. «Zentralasien hat mir sehr gut gefallen, ebenso wie Nord- und Zentralamerika, Indonesien und der nahe Osten. Aber in jedem Land finden sich atemberaubende Highlights. Das ist auch die Message des Films», sagt er. Die Reise habe die beiden offener gemacht, die Akzeptanz sei seither grösser, ebenso wie das Verständnis für die Probleme der Leute und Länder. «Ausserdem finden sich wirklich überall auf der Welt unfassbar gute Menschen. Man sollte stets das Schöne sehen.» Wer sich den Film ansehen möchte, findet die Spieldaten in den diversen Kinos auf der Homepage www.welthauptproduction.com
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