Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Remo Stark, Dienstchef des Fachdienstes der Kriminalpolizei. sro
Die Kriminalpolizei Appenzell Ausserrhoden hat verschiedene Abteilungen, die alle zu einer sauberen Aufklärung der Fälle beitragen. Im zweiten Teil der Serie stellen die Herisauer Nachrichten den Fachdienst der Kriminalpolizei vor.
Zeughaus Remo Stark eilt flotten Schrittes die Treppe hinunter, ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht. Er ist bereits im zehnten Jahr bei der Kriminalpolizei. «2010 absolvierte ich die Polizeischule und war zuerst bei der Regional- und Verkehrspolizei, bei der ich die Stage machen konnte», erzählt Stark. In der Stage erhalten Polizistinnen und Polizisten für drei bis vier Monate Einblick in die diversen Abteilungen. «Für mich wurde klar, dass ich zur Kriminalpolizei will», sagt Stark. Es sei sicherlich gut, dass man die ersten Jahre in Uniform absolviert. «In dieser Zeit kommt man mit allem Möglichen in Kontakt. Die Fälle sind zudem etwas niederschwelliger», so Stark. 2015 wechselte er schliesslich als Ermittler zur Kripo. «Damals lag mein Schwerpunkt auf Wirtschaftsdelikten – Betrug, Veruntreuung und weiteres», sagt er.
Seit fünf Jahren ist Remo Stark im Kader der Kriminalpolizei Appenzell Ausserrhoden. Er ist heute Dienstchef des Fachdienstes und stellvertretender Chef der Kriminalpolizei. Der höchste Posten bei der Kripo wäre jener des Chefs der Kriminalpolizei. Stark möchte die Karriereleiter aber nicht unbedingt weiter hinaufklettern. «Ich habe eine Familie, die mir sehr am Herzen liegt. Und wenn ich sehe, was ein Offizier alles machen muss, dann hätte ich massiv weniger Zeit für meine Frau und die Kinder», sagt Stark. In seinem Bereich sei er ausserdem sehr zufrieden. Doch was macht der Fachdienst der Kripo eigentlich genau? «Man könnte sagen, wir sind die Heinzelmännchen der Rapportierung», sagt Stark und lacht. Das Rapportierungssystem, untersteht dem Fachdienst und wird gemeinsam mit der Kantons- und Stadtpolizei St.Gallen sowie der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden betrieben. «Wir nutzen das System im Verbund, haben aber keinen Zugriff auf die Daten der anderen», so Stark. Das sei aufgrund des Datenschutzgesetzes nicht möglich und ein Austausch müsse auf dem Dienstweg erfolgen, sollten Fälle zusammenhängen. Bei der Weiterentwicklung des Systems ist die Abteilung ebenfalls involviert, genauso wie in die Organisation von Rückführungen von abgelehnten Asylsuchenden.
Die Polizistinnen und Polizisten draussen rapportieren ihre Einsätze jeweils in diesem System. «Sie müssen die Daten strukturiert und codiert erfassen und den Rapport schreiben, damit er an die jeweiligen Empfänger geht. Wir sind dann dafür zuständig, diese Daten zu pflegen oder anzupassen», so Stark. Sie sorgen also für die Qualitätskontrolle der Polizeiberichte. Stark und sein Team übermitteln diese Daten monatlich ans Bundesamt für Statistik, damit eine Kriminalstatistik veröffentlicht werden kann. In seiner Abteilung arbeiten drei weitere Personen. Ein weiterer Polizist und Starks Stellvertreter sowie zwei Verwaltungsangestellte. Das Team kümmert sich auch darum, Ausschreibungen von gestohlenen Sachen und Fahrzeugen zu verfassen und ins Fahndungssystem zu übertragen. «Personen werden von der kantonalen Notrufzentrale ausgeschrieben, da dies oftmals dringlicher Natur ist», so Stark.
Auch für den Fachdienst brauche es eine gewisse Belastbarkeit. «Wir sind zwar nicht vor Ort, lesen aber stets, was geschehen ist – auch das geht nicht immer spurlos an uns vorbei», sagt Stark. Gerade bei Suizid oder bei Fällen, in denen es um Kinderpornografie geht. «Das ist nie etwas, das man sich ansehen möchte, dennoch gehört es zum Job dazu», sagt Stark. Grundsätzlich sei es so: immer, wenn Kinder in Fälle involviert seien – Unfälle, Gewalt Pornografie – habe man eine Stufe erreicht, die kein Polizist erreichen möchte. «Dann gilt es ernst», so Stark. Auch wenn er nicht mehr «an der Front» sei, so helfe man sich doch immer wieder bei Fällen und Ermittlungen aus, wenn Personal fehlt. «Mich freut es, dass wir mit unserer Technik und dem System Infos an die Beamten liefern können, die helfen – und natürlich auch jedes Mal, wenn sich ein Fall aufklärt, auch wenn wir nicht direkt dabei waren», so Stark. Besonders toll sei, wenn zum Beispiel ein Internetbetrug früh erkannt und das Geld noch eingefroren werden kann. «Das ist selten, aber besonders schön, da es oftmals um die finanzielle Existenz geht in solchen Fällen», meint Stark.
Ein grosser Teil, der die Datenpflege einnimmt, ist das Entfernen von Daten, wenn es nicht zu einem Verfahren oder Schuldspruch gekommen ist. «Jede Person hat dann das Recht auf Vergessen», sagt Stark. Von einer Einstellung des Verfahrens oder einem Freispruch erfährt das Team durch Gericht oder Staatsanwaltschaft. Danach sei nur noch ersichtlich, dass einmal etwas mit einer Person war, nicht aber was. Auch bei Verurteilungen gibt es je nach Delikt diverse Verjährungsfristen, nach denen die Daten ebenfalls gelöscht werden. Sind Freisprüche teilweise ärgerlich für Stark und sein Team? «Legal und legitim sind zwei Paar Schuhe. Teilweise wurmt es uns vielleicht schon. Vor allem aber, da wir uns fragen, wegen welchen Punkten es nicht für eine Verurteilung gereicht hat. Das nehmen wir gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft aber als Ansporn zu schauen, wo wir womöglich noch genauer hinsehen müssen», sagt Stark. Teilweise, gerade bei Vier-Augen-Delikten wie einer Vergewaltigung sei es trotz sauberer Datenaufnahme und Beweisführung schwer, da Aussage gegen Aussage steht. «Umso grösser ist natürlich die Freude, wenn eine schuldige Person aus dem Verkehr gezogen werden kann», sagt er. Das Rechtssystem funktioniere, man müsse einfach seine Arbeit sauber machen. Für Stark aber das Wichtigste in der Arbeit: Stets den Respekt gegenüber allen zu wahren, egal um welches Delikt es geht: «Wir sind nicht die Richter, wir sind dafür da, etwas zu stoppen.»
Stefanie Rohner
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