Laura Bucher
Die Revision des Behindertengesetzes soll Barrieren beseitigen.
Hannah Oss (hier bei der Olympiade 2023) möchte sich für die Informatik-Olympiade 2024 qualifizieren und die Goldmedaille gewinnen.
In der Welt der Bits und Bytes fühlt sich die Kantonsschülerin Hannah Oss zuhause. Was aus Langeweile entstand, hat sich zu ihrer Passion entwickelt: Die Welt der Codes und Algorithmen zu ergründen. Nun nimmt sie einen weiteren Anlauf, um an der Informatikolympiade für Mädchen die Goldmedaille zu ergattern.
Informatik Ende November endete die erste Runde der Schweizer Informatikolympiade (SOI). Hannah Oss war dabei und hat sich fürs Informatik-Camp im Februar qualifiziert. «Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, dennoch habe ich noch Luft nach oben», erzählt die 17-Jährige. Weil sie aktuell mit ihrer Maturaarbeit beschäftigt ist, hatte sie nicht so viel Zeit, um sich vorzubereiten. Ausserdem war sie Teil des Teams, das an der Balkan Informatikolympiade vom 29. Oktober bis 3. November in Maribor im Einsatz war. Nun gilt es, die Maturaarbeit möglichst schnell abzuschliessen, um bald wieder mehr Zeit fürs Training zu haben, denn nächstes Jahr möchte sich Oss auch für die Internationale Informatik-Olympiade in Ägypten qualifizieren.
KI programmieren
Logisches Denken sei schon immer eine Stärke von ihr gewesen. Nachdem sie in der Oberstufe erste Erfahrungen mit Programmieren machte, dauerte es aber eine Weile, bis sie von des Faszination wirklich gepackt wurde. «Aus Langeweile heraus begann ich, mich mehr mit der Thematik auseinanderzusetzen», verrät Oss, «und spätestens mit der Teilnahme bei der Informatik-Olympiade 2022 habe ich Feuer gefangen.» Seit diesem Sommer besucht die 17-Jährige das Ergänzungsfach Informatik an der Kantonsschule, wodurch ihre Leidenschaft für das Gebiet noch weiter wuchs. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit «Segment tree» und ihrem Lieblingsalgorithmus «Dijkstra». An der Kantonsschule träfen sich Gleichgesinnte im sogenannten «Techlab» nach der Schule, wo sie programmieren und sich austauschen. «Ich habe erfahren, dass Informatik ein sehr breites Gebiet ist und dass nicht alle, die gern programmieren, auch Freude an Programmierwettbewerben haben», sagt die Schülerin. Aktuell programmiere sie für ihre Maturaarbeit zwei verschiedene KI für das Spiel «Vier gewinnt». Ihr erklärtes Ziel sei es, dass ihre KI das «Vier gewinnt» spielen könne. Während sie mit dem Programmieren fast fertig sei, gehe es bald daran, die KI zu trainieren. Darüber hinaus möchte die 17-Jährige, die im Sommer Kajak und im Winter Ski fährt, eine Smartwatch programmieren. «Nach der Kanti möchte ich Informatik studieren und schliesslich auch in diesem Bereich arbeiten», offenbart Oss, «einen konkreten Berufswunsch habe ich aber noch nicht.»
Erst im Sommer fand in Lund, Schweden, zum dritten Mal die Europäische Informatik-Olympiade für Mädchen (EGOI) statt. Hannah Oss nahm bereits zum zweiten Mal teil und schaffte es auf Platz 33 von knapp 200 Teilnehmerinnen. Dafür erhielt sie die Silbermedaille. «Weil ich nicht mit einer Medaille gerechnet habe, war die Freude darüber besonders gross», erinnert sich Oss. Aber mindestens ebenso schön war es, einige Mädchen, die sie vom letzten Jahr kannte, wiederzusehen. «Ich genoss es, mich mit den Mädchen über die Informatik im Allgemeinen und die Wettbewerbsaufgaben im Speziellen auszutauschen», sagt die Schülerin. Obschon sie das Rätseln und Knobeln mag, blieben ihr vor allem die Begegnungen mit den Mädchen aus aller Welt in Erinnerung, die durch ein Rahmenprogramm aus Zoobesuchen, Strandausflügen, Spielen und Karaoke angeregt wurden. «Ich habe tolle Erfahrungen punkto Informatik und Programmieren gemacht, viele Mädchen aus unterschiedlichen Kulturen kennengelernt und dabei Freundschaften fürs Leben gefunden», resümiert die Medaillengewinnerin.
«Wer bei den Informatik-Olympiaden gut abschneiden möchte, braucht neben logischem Denken und Kreativität auch Ausdauer», offenbart Oss. Die Konkurrenz sei gross, schliesslich schaffen es nur die besten vier Mädchen der Schweiz in die Delegation für die EGOI. «Die EGOI ist die einzige Informatikolympiade nur für Mädchen, weshalb oft auch Teilnehmerinnen aus nicht europäischen Länder wie der USA oder Japan eingeladen sind», erzählt Oss. In Schweden seien 186 Mädchen aus 52 Nationen am Start gewesen. Die Silbermedaille habe sie motiviert. Damit es 2024 mit der Goldmedaille klappt, sei es nötig, viele Aufgaben von verschiedenen Informatikolympiaden zu lösen. «Ich versuche alles daran zu setzen, die Goldmedaille zu holen und mich für die IOI zu qualifizieren», verkündet Oss, «sollte ich es aber nicht schaffen, bin ich nicht enttäuscht, denn die faszinierende Welt der Informatik wird mich weiter begleiten.»
Von Benjamin Schmid
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