Laura Bucher
Die Revision des Behindertengesetzes soll Barrieren beseitigen.
Daniel Untersander hat sich mit dem Bau-Chaschte einen Traum erfüllt. Diese öffentlich zugängliche Bau-Werkstatt ist nicht nur für Kinder ein Paradies. Mit seiner einzigartigen Lego-Sammlung bietet Untersander in der ehemaligen Jugendbaracke der Kirchgemeinde Straubenzell Raum für Kreativität, technische Herausforderungen und vor allem für viel Bau-Spass.
Klemmbausteine Daniel Untersander, 43 Jahre alt, lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Teufen AR. Er arbeitet als Lehrer für Theater, Musik und technisches Gestalten an der Oberstufe und dem Gymnasium Appenzell. Neben seiner Lehrtätigkeit ist er passionierter Musik- und Videoproduzent sowie Leiter der a cappella Gruppe «apacella» und Co-Leiter des «Erscht Rächt Chores» für Menschen mit Beeinträchtigung. Seine Leidenschaft für Lego begleitet ihn seit seiner Kindheit. «Ich bin ein begeisterter Hobbytüftler und Lego-Bauer,» sagt er stolz. Mit seinem Sohn Micha hat er schon zahlreiche Ausstellungen besucht und gemeinsam an beeindruckenden
Lego-Projekten gearbeitet.
Der Bau-Chaschte entstand aus einer ganz praktischen Überlegung: Daniel Untersander und sein Sohn suchten nach einem grösseren Raum, um ihre riesige Lego-Sammlung auszustellen und weiterzuentwickeln. Mit einer modularen
Lego-Eisenbahn, die über 100 Meter Gleise und Hunderttausende von Teilen umfasst, hatten sie bereits an Ausstellungen teilgenommen. Die Raumsuche gestaltete sich jedoch schwierig. «Meine Frau gab den entscheidenden Tipp: ‚Such doch mal einen Gewerberaum‘», erinnert sich Untersander. Wenig später fanden sie die leerstehende Jugendbaracke, und der Bau-Chaschte war geboren. Das Konzept entwickelte sich schnell weiter: «Die Auslagen für den Raum überstiegen unser Hobby-Budget, also dachten wir, wie können wir das finanzieren? So entstand die Idee einer öffentlichen
Lego-Bauwerkstatt.» Seit April steht der Bau-Chaschte der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Im Bau-Chaschte dreht sich alles um das Bauen, Auseinandernehmen und Neugestalten. «Der ursprüngliche Gedanke hinter Lego – bauen, umbauen, ausprobieren – ist heute oft in Vergessenheit geraten», erklärt Untersander. Hier sollen Menschen jeden Alters ermutigt werden, ihre eigenen Kreationen zu erschaffen. Die Besuchenden haben Zugriff auf eine Vielzahl von Legosteinen und Sets, die nach verschiedenen Kategorien und Schwierigkeitsgraden sortiert sind. Auch für ungeübte Bauerinnen und Bauer gibt es Anleitungen, um Schritt für Schritt Bautechniken zu erlernen. «Länger je mehr bauen Erwachsene mit Klemmbausteinen», ergänzt Untersander. «Das ist kein Grund, sich zu schämen – im Gegenteil: Es ist ein Riesenspass.»
Egal ob jung oder alt – im Bau-Chaschte findet jeder seine Herausforderung. «Seien es Grosseltern, die mit ihren Enkeln kommen und selbst gerne mitbauen, oder die Männergruppe, die sich einen schönen Abend macht und Technikmodelle baut. Wir hatten schon die verschiedensten Altersgruppen bei uns», erzählt Untersander. Kinder ab 8 Jahren dürfen ohne Begleitung kommen, für jüngere Kinder ist eine Aufsichtsperson notwendig. «Wir sind kein Spielplatz, sondern eine Bau- und Tüftelwerkstatt», betont Untersander. Besonders jüngere Kinder könnten von der Komplexität der Sortierung überfordert sein. Mit einer Fläche von 110 Quadratmetern und Platz für bis zu 40 Personen wird genügend Raum für grosse und kleine Bauprojekte geboten. Höhenverstellbare Tische, Bau-
Türme mit sortierten Teilen und eine beeindruckende Sammlung von Sets und Bauteilen sorgen für ein ideales Bauumfeld. Die Teilnehmenden können sich kreativ austoben, während das Team für die notwendige Beratung und Unterstützung sorgt. Für Einzelpersonen und Familien bietet der Bau-Chaschte eine ideale Möglichkeit, mit einer Vielzahl von Lego-Teilen zu arbeiten, ohne die eigene Sammlung ständig aufstocken zu müssen. «Viele Eltern sind begeistert, weil ihre Kinder endlich etwas anderes machen als vor dem Bildschirm zu sitzen», erzählt Untersander. «Und das Beste: Man muss nicht aufräumen!»
Schulen und Erwachsenengruppen profitieren besonders von der Infrastruktur. 160 verschiedenen Legosets kategorisiert nach Schwierigkeitsgrad und Dauer können nach Plan gebaut werden. Mit zwölf Computern für digitale Bauanleitungen oder zum Programmieren von Robotikelementen ist die Werkstatt ideal für Projektarbeiten. «Eine Gymnasialklasse hat bei uns im Rahmen einer Projektwoche Kulissen gebaut und Stop-Motion-Filme gedreht», berichtet Untersander. Auch für Unternehmen gibt es spezielle Teambuilding-Programme, die das gemeinsame Bauen und Problemlösen fördern. Besonders beliebt ist die «Bau-Challenge», bei der Teams zufällige Begriffe in ihre Bauprojekte einfliessen lassen müssen. Neben den regulären Öffnungszeiten bietet der Bau-Chaschte auch spezielle Events wie Robotik-Workshops und Bau-Nächte an, bei denen bis Mitternacht gebaut werden kann. «Die Nachfrage nach solchen Veranstaltungen wächst stetig», berichtet Untersander. Der Bau-Chaschte ist weit mehr als nur ein Ort, um mit Legosteinen zu spielen. Es ist ein Raum für Kreativität, technische Herausforderungen und gemeinschaftliches Bauen. Daniel Untersander und sein Team haben es geschafft, eine einzigartige Bauwerkstatt zu schaffen, die Menschen jeden Alters begeistert. Wer auf der Suche nach einem besonderen Erlebnis ist, sollte unbedingt vorbeischauen – und vielleicht selbst wieder zum Kind werden.
Weitere Informationen unter: www.bau-chaschte.ch
Von Benjamin Schmid
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