Gabriela Eberhard
hat eine Interpellation zur Beflaggung der Stadt zur Pride 2025 eingereicht.
Eine Woche arbeitete ein hoch qualifiziertes Team aus St.Galler Chirurgen, Anästhesistinnen und Operationstechnikern am Maragua-Hospital in Kenia. Nebst zahlreichen Eingriffen unter herausfordernden Bedingungen und dem Einsatz wertvoller Materialspenden standen der Austausch mit dem lokalen Personal und die Evaluation möglicher nachhaltiger Unterstützungsprojekte im Fokus.
Wissenstransfer Anfang September reiste ein spezialisiertes Team von Ärztinnen, Ärzten und medizinischen Fachleuten ins Maragua-Hospital nach Kenia. Die Anfrage des Spitals, sie fachtechnisch zu unterstützen, gelangte 2023 an Cheira, Swiss humanitarien Surgery. Cheira stellte ein Team zusammen, das über die gewünschte Fachexpertise verfügt, um dringend benötigte Operationen und medizinische Untersuchungen durchzuführen. Zudem war Ziel des Einsatzes, gemeinsame Entwicklungskonzepte zu erarbeiten. In nur einer Woche, die man zur Verfügung hatte, stand für das Team nicht nur die Patientenversorgung, sondern auch der Wissenstransfer im Vordergrund. «Die Unterstützung durch lokale Behörden und der herzliche Empfang durch das Krankenhauspersonal verdeutlichten die Relevanz der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Austauschs in einer Region, die mit limitierten Ressourcen und speziellen Herausforderungen zu kämpfen hat», erzählt Astrid Bergundthal, Missionskoordinatorin von Cheira.
Das Team reiste mit 14 Koffern und insgesamt 260 Kilogramm medizinischem Material im Wert von über 100'000 Franken, das gespendet wurde. «Das gesamte Material erfasst und gelistet, als Spende deklariert, haben wir per Exceldatei den Behörden in Muranga gemeldet und gehofft, dass wir ohne Probleme in Nairobi durch den Zoll kommen», erklärt Bergundthal und ergänzt: «Natürlich wurden wir bei der Ankunft beim Zoll aus dem Verkehr gezogen.» Die Zollbehörde forderte Dokumente, die nicht vorlagen, und erst nach zermürbendem Warten und Verhandlungen mitten in der Nacht konnte das Material ins Land gebracht werden. Ein spezielles Einladungsschreiben des Gouverneurs half schliesslich, diese Hürde zu überwinden.
Die Woche war geprägt von intensiver Arbeit: In nur wenigen Tagen wurden 135 Patientinnen und Patienten untersucht, 55 Operationen in Vollnarkose sowie 17 Eingriffe in Lokalanästhesie durchgeführt. «Ein neuer Fokus auf die Ausbildung der kenianischen Kolleginnen und Kollegen prägte den Einsatz und stärkte die interkulturelle Zusammenarbeit», führt Bergundthal aus. Nebst der unmittelbaren Patientenversorgung legte das Team besonderen Wert auf den Wissenstransfer, um die Fachkräfte vor Ort zu befähigen. Die gemeinsame Arbeit an den Operationen und die Übergabe der Führung an lokale Ärzte – etwa bei komplizierten gynäkologischen und brustchirurgischen Eingriffen – zeigten, wie wichtig eine langfristige Unterstützung sein kann. «Es war uns ein besonderes Anliegen, nur solche Techniken einzusetzen, die das lokale Team nach unserer Abreise weiterhin eigenständig anwenden kann», offenbart Bergundthal.
«Die Bedingungen im Spital erforderten oft kreative Lösungen», berichtet sie. Während der chirurgische Operationssaal in besserem Zustand war, fanden sich im OP-Bereich der Geburtshilfe defekte oder veraltete Geräte. «Mehrfach musste improvisiert werden, um sicherzustellen, dass alle Patienten bestmöglich versorgt werden konnten», erinnert sie sich. Bereits am ersten Tag versagte das Diathermiegerät, ein wichtiges Werkzeug zur Blutstillung während Operationen, doch dank der mitgebrachten Ausrüstung konnte das Team die Versorgung aufrechterhalten. Trotz aller Vorbereitungen blieb der Einsatz nicht ohne kritische Zwischenfälle. Besonders in der Anästhesie kam es zu Problemen, die die mangelnden Ressourcen und den fehlenden Zugang zu modernen Techniken offenbarten. «Die eingeschränkten Möglichkeiten führten bei einem Fall sogar zu einem Notfall-Transfer in ein Level-5-Krankenhaus, das über eine Intensivstation verfügt», erzählt Bergundthal. Leider sei es nicht immer so glimpflich abgelaufen. Nach dem Besuch des Kijabe Hospitals, einer nahe gelegenen Klinik mit überregionalem Ruf, das mit Unterstützung einer amerikanischen Kirche gut ausgestattet ist und über strukturierte Arbeitsprozesse verfügt, ereilte das Team ein Notruf. Im Maragua-Hospital sei es zu einem Narkosezwischenfall gekommen. «Als wir eintrafen, musste die Patientin, die bei der Narkoseeinleitung einen Herzstillstand erlitt, wiederbelebt werden», erzählt Bergundthal. Wie sich herausstellte, ging der Sauerstoff bei der Narkoseeinleitung aus und, bis Ersatz gefunden war, trug die Patientin irreparable Schäden davon – und verstarb. «Wir waren entsetzt, nicht nur, dass dieser Tod mit wenig Know-how und Organisation vermeidbar gewesen wäre, sondern wegen der Erkenntnis, dass diese Komplikationen wahrscheinlich öfter eintreten, als dass wir vermutet hätten.»
Am letzten Tag trafen sich alle Beteiligten zu einer offenen Aussprache und Diskussion über künftige Projekte. Der Gouverneur Murangas zeigte sich beeindruckt und versicherte Unterstützung für weitere Einsätze, um langfristig eine stabile Gesundheitsversorgung für die Region sicherzustellen. Die Diskussionen drehten sich um zentrale
Investitionsfelder, die gemeinsam identifiziert wurden: darunter die Modernisierung der Operationssäle, die Schulung des Personals sowie ein langfristiger Plan für die Verbesserung der Anästhesie und die Förderung moderner Standards. «Der Einsatz machte deutlich, dass nicht nur Investitionen in Technik, sondern auch Veränderungen in der Arbeitskultur notwendig sind, um eine nachhaltige Verbesserung der medizinischen Versorgung zu erreichen», rekapituliert Bergundthal und ergänzt: «Trotz aller Herausforderungen waren wir beeindruckt von der Motivation und Offenheit der Mitarbeitenden und hoffen, durch den begonnenen Austausch eine nachhaltige Verbesserung erreichen zu können.» Mit dem geplanten Folgeeinsatz im kommenden Jahr und den weiterhin engen Kontakten zum Kijabe Hospital wurde ein erster, wertvoller Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt.
Von Benjamin Schmid
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