Laura Bucher
Die Revision des Behindertengesetzes soll Barrieren beseitigen.
Michael Lorz, Co-Geschäftsführer Stiftung MyHandicap, Boryana Milova, Projektleiterin EnableMe Insights, und Max Mühlhoff, Donor Relationship Manager. z.V.g.
Die St.Galler Plattform für die Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderung, EnableMe Insight, wurde bei der Swiss Sustainability Challange 2024 mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Überzeugt hat die neunköpfige Jury vor allem der partizipative Ansatz des Projekts. Für die Verantwortlichen ist die Auszeichnung eine grosse Anerkennung für das geleistete Engagement.
Nachhaltigkeit Die Swiss Sustainability Challenge ist ein Innovationswettbewerb der Fachhochschule Nordostschweiz und der Schweizerischen Lebensversicherungsgesellschaft Pax, welcher jährlich Projekte, die einen Beitrag zur ökologischen oder sozialen Nachhaltigkeit leisten, auszeichnet. In diesem Jahr ging der erste Platz an das Projekt EnableMe Insight aus St.Gallen. «Der erste Platz bei der Swiss Sustainability Challenge ist für uns eine bedeutende Anerkennung und zeigt, dass die Inklusion von Menschen mit Behinderungen zur Nachhaltigkeit dazugehört», sagt Boryana Milova, Projektleiterin von EnableMe Insight, «Oft denkt man bei Nachhaltigkeit zuerst an die Umwelt – und das ist auch wichtig. Doch als soziales Projekt, das Barrieren für ein Sechstel der Bevölkerung abbaut, verdeutlicht unser Gewinn, wie zentral unsere Arbeit ist.»
Das Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten mit relevanten Organisationen zu vernetzen, denen es ein Anliegen ist, ihre Produkte und Dienstleistungen inklusiver zu gestalten. In Umfragen, Studien und Produkttests können Betroffene ihre Meinungen und Erfahrungen teilen und werden aktiv in die Entwicklung neuer Dienstleistungen eingebunden. «Die Nachfrage nach barrierefreien Produkten ist derzeit enorm, vor allem, da Unternehmen bis Mitte nächsten Jahres ihre digitalen Angebote durch den ‘European Accessibility Act’ zugänglich machen müssen. Die Auszeichnung bestätigt den Wert unseres partizipativen Prozesses und betont dessen gesellschaftliche Bedeutung», so Milova.
Die Preisträger der Swiss Sustainability Challenge werden jedes Jahr von einer Jury ausgewählt. Zur Beurteilung der Eingaben kommt ein Kriterienkatalog zum Einsatz, mit Hilfe dessen die Jury den Innovationsgehalt eines Projekts, die zielgerichtete Adressierung einer echten gesellschaftlichen oder ökologischen Herausforderung und die Wahrscheinlichkeit eines langfristigen Bestehens beurteilt. «Das Projekt EnableMe Insights hat in allen Kategorien Spitzenresultate erzielt. Insbesondere wurde gelobt, dass es dem brennenden gesellschaftlichen Problem echter Integration mit einem integralen, Betroffene konsequent einbeziehenden Ansatz begegnet. Das Projekt leistet somit einen wesentlichen Beitrag zu einer barrierefreien Gesellschaft», erklärt Claus-Heinrich Daub, Dozent für nachhaltige Unternehmensführung an der Fachhochschule Nordostschweiz, der die Swiss Sustainability Challenge vor rund zehn Jahren initiiert und entwickelt hat. Mit dem ersten Platz erhält EnableMe Insight ein Paket aus verschiedenen Leistungen. Neben einem Geldpreis in der Höhe von 6'000 Franken sind auch ein professionell erstelltes Video sowie Coaching-Stunden zur Weiterentwicklung des Projekts im Preis inbegriffen.
«Wir sind sehr dankbar für diese Anerkennung und möchten sie nutzen, um uns als führende Plattform für partizipative Forschung im Bereich der Inklusion von Menschen mit Behinderungen im deutschsprachigen Raum zu positionieren», so Milova. EnableMe Insight stehe nun eine spannende Zeit bevor. So führe man aktuell gemeinsam mit dem eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen ein grosses Projekt zur digitalen Barrierefreiheit in St.Gallen durch. Ende November stellen die Projektverantwortlichen ausserdem auf der Fachtagung für E-Accessibility die Ergebnisse ihrer Studie zu Barrieren und Bedürfnissen erstmals auf Bundesebene vor. Mit dem ersten Platz an der Swiss Sustainability Challange 2024 eröffnet sich der Plattform allerdings auch die Möglichkeit, neue Projekte zu lancieren. «Wir wollen im nächsten Jahr neue Projekte mit Unternehmen in wichtigen Alltagsbereichen anstossen, um unsere Wirkung weiter zu verstärken. Es geht nicht nur um praxisbezogene Forschung, sondern auch um konkrete Unterstützung bei der Umsetzung. Durch zusätzliche Produkttests möchten wir sicherstellen, dass Produkte und Dienstleistungen wirklich zugänglicher werden – für alle», so Milova.
Selim Jung
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