Gabriela Eberhard
hat eine Interpellation zur Beflaggung der Stadt zur Pride 2025 eingereicht.
Zum 90. Todestag des St.Galler Zauberkünstlers und Publikumslieblings Jean Beckerelli (1860 bis 1933) hielt der im gleichen Metier aktive Rico Leitner im Festsaal der Ortsbürgergemeinde mit viel Wortwitz einen Lichtbildervortrag. Mit Akribie und hohem Zeitaufwand hatte er über die Auftritte und deren Charakter in St.Gallen recherchiert.
Zauberkunst Rico Leitner hatte am gleichen Ort schon früher einen Vortrag über Beckerelli gehalten, doch einige noch unerforschte Zeitabschnitte im Leben des Künstlers liessen ihm keine Ruhe. Er forschte unter grossem Zeitaufwand in alten Zeitungsbänden und Archiven nach, selbst in Luxemburg, wo Beckerelli Hofkünstler war, und wurde fündig. Nun ist bekannt, in welchen St.Galler Unterhaltungslokalen Beckerelli wann aufgetreten ist und wie die Vorführungen ausgesehen haben. Als es noch kein Fernsehen gab und Radiosendungen erst in den Kinderschuhen steckten, war das Bedürfnis der St.Galler nach Unterhaltung durch Künstler enorm, weshalb «Papa Beckerelli» oder «Professor Beckerelli» hier zu grosser Popularität gelangte. Kindern zog er Geldstücke aus der Nase. Bekannten fischte er im Vorbeigehen eine Zigarre aus der Tasche.
Wie Leitner ausführte, hiess der gefeierte Magier eigentlich Johann Becker und kam als Sohn eines Feinkosthändlers im damals preussischen Köln zur Welt. Schon früh schloss er sich verschiedenen Variété-Gruppen an. Vielseitige selbst eingeübte Manipulationstechniken ermöglichten ihm auch ein Auftreten unter schwierigen räumlichen Verhältnissen. Sie wurden die Basis für seinen legendären Talerfang aus der Luft und von Kunststücken mit Spielkarten. Er trat häufig in Luxemburg auf, auch nachdem er sich in St.Gallen niedergelassen hatte und wurde in kurzer Zeit zu einer nationalen Institution. Es folgten in St.Gallen Auftritte in den bedeutendsten damaligen Unterhaltungslokalen «St.Galler Hof», «Löchlibad», «Hirschen» St.Fiden, «Hecht» und «Uhler». Anlässlich der Grenzbesetzung im Ersten Weltkrieg erhielt er Hunderte von Auftritten im Truppenbetreuungsprogramm.
Leitner machte in seinem Vortrag deutlich, dass Beckerellis Wirken mit beschwerlichen Reisen anstrengend war, weshalb er in hier in den letzten Lebensjahren nicht mehr häufig auftrat. Dafür war er im «Bäumli» anzutreffen, wo er Dutzende Male seinen berühmten «Chragechnöpflitrick» vorführte. Dass er auch ein begabter Maler war, beweisen die von Leitner entdeckten und in seinem Vortrag gezeigten Gemälde. Zum Abschluss präsentierte Leitner ein paar Zauberkunststücke, die schon Beckerelli vorgeführt haben könnte, denn viele heute noch oft gespielte Tricks stammen aus seiner Zeit.
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