Michelle Kolb
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Das Areal Ruckhalde ist eines der letzten grossen Entwicklungsgebiete in der Stadt.
Mit der Teilnahme am Städtebauwettbewerb Europan E18 setzt die Stadt auf innovative Konzepte für das Areal Ruckhalde. Der Wettbewerb soll nachhaltige Lösungen liefern und neue Wohnformen ermöglichen. Stadtplaner Florian Kessler erklärt, warum das Projekt wichtig ist und wie es danach weitergehen kann.
Stadtentwicklung Die Ruckhalde ist eines der letzten grossen unbebauten Entwicklungsgebiete in der Stadt St.Gallen. Das Areal, das sich grösstenteils im Besitz der Stadt
befindet, liegt zentrumsnah, ist gut besonnt und bietet mit ihrer Hanglage sowie bestehenden Grünstrukturen viel Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung. Gleichzeitig stellt es die Planer vor Herausforderungen: Wie kann hier ein nachhaltiger, lebenswerter Stadtteil entstehen, der den Bedürfnissen der Zukunft entspricht? Um Antworten auf diese Frage zu finden, beteiligt sich die Stadt am europäischen Städtebauwettbewerb Europan. «Wir erwarten innovative Ideen und Lösungsansätze», sagt Florian Kessler, Leiter der Stadtplanung St.Gallen. «Die Teilnahme am Europan-Wettbewerb bietet die Chance, den Blick für einen innovativen Planungsprozess und eine zukunftsgerichtete Bebauung zu öffnen.»
Der Europan steht unter dem Motto «Re-Sourcing» und fordert die Teilnehmenden dazu auf, vorhandene Ressourcen intelligent in die Stadtentwicklung zu integrieren.
Dabei geht es um mehr als nur
Materialfragen – auch bestehende soziale Strukturen und ökologische Gegebenheiten sollen in die Konzepte einfliessen. «Das Areal Ruckhalde bietet eine spannende Ausgangslage, um diese Ideen umzusetzen», erklärt Kessler. Fortsetzung auf Seite 5 «Einerseits haben wir hier bestehende Grünräume, die in die Planung einbezogen werden müssen, andererseits ist das Gebiet weitgehend unbebaut, so dass neue, innovative Bebauungs- und Wohnformen entstehen können.» Die Stadt erwartet, dass die Teams Lösungen erarbeiten, die sozial durchdacht sind. Mit der Teilnahme am Wettbewerb möchte St.Gallen einen Beitrag zur Entwicklung neuer Wohnmodelle leisten. «Die Art und Weise, wie Menschen zusammenleben, hat sich verändert», sagt Kessler. «Wir erwarten Ansätze, die verschiedenen Bedürfnissen der heutigen Gesellschaft gerecht werden. Wir brauchen Wohnräume, die flexibler sind und unterschiedlichen Lebensmodellen Rechnung tragen.»
Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden im November veröffentlicht. «Uns ist es wichtig, die Bevölkerung in den Planungsprozess einzubeziehen», betont Kessler. Die Wettbewerbsbeiträge werden öffentlich ausgestellt. An einer Informationsveranstaltung können Interessierte ihre Meinung zu den Entwürfen äussern und Anliegen einbringen. «Schliesslich geht es um ein Gebiet, das in Zukunft ein lebendiger Teil der Stadt sein soll», so Kessler. Aufbauend auf den Erkenntnissen des Europan-Wettbewerbes wird voraussichtlich eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, die als Grundlage für die weitere Planung dient. Wahrscheinlich wird eine Sondernutzungsplanung erforderlich sein. «Es wird ein längerer Prozess sein», räumt Kessler ein.
Die Teilnahme an Europan ist nicht nur für das Areal Ruckhalde eine Chance, sondern bietet auch die Möglichkeit, von den Erfahrungen anderer Städte zu profitieren. Mehr als 50 europäische Städte nehmen an der aktuellen Wettbewerbsrunde teil, und über 2000 Teams aus der ganzen Welt reichen ihre Entwürfe ein. «Durch eine Beteiligung internationaler, junger Teams können unterschiedliche kulturelle und kreative Ansätze in die Planung einfliessen», sagt Kessler, «was zu Lösungen führen kann, die möglicherweise über eine lokale Perspektive hinausgehen.» Bereits 1992 hatte St.Gallen am Wettbewerb teilgenommen – damals mit einem Projekt im Lachenquartier. Diesmal hofft man auf langfristige Impulse für die gesamte Stadtentwicklung. «Vielleicht können wir aus den Wettbewerbsergebnissen auch über die Ruckhalde hinaus Erkenntnisse gewinnen», meint Kessler.
Mit der Teilnahme an Europan wagt St.Gallen einen Blick in die Zukunft und setzt auf frische Ideen für ein zentrales Stadtentwicklungsgebiet. Der Wettbewerb bietet die Chance, mutige Konzepte zu prüfen, bevor konkrete Bauprojekte geplant werden. «Wir wollen mit der Ruckhalde nicht einfach nur ein weiteres Wohngebiet entwickeln», sagt Kessler. «Unser Ziel ist ein Stadtteil, der ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig funktioniert.
Europan bietet uns die Möglichkeit, die Entwicklung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.»
Von Benjamin Schmid
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