Gabriela Eberhard
hat eine Interpellation zur Beflaggung der Stadt zur Pride 2025 eingereicht.
Vor einigen Wochen waren Mitarbeitende der Hirslanden Klinik Stephanshorn mit dem Facharzt des Brust- und Tumorzentrums Ostschweiz, Prof. Dr. med. Michael Knauer, in Uganda, um Frauen mit Brusttumoren zu behandeln. Eine intensive, aber lohnenswerte Reise, die den Frauen Linderung und Hoffnung brachte.
Brustkrebs Noch bevor der Hilfseinsatz im Herona Krankenhaus von Kisoga startete, war das Team mit der ersten Herausforderung konfrontiert: Der Zoll konfiszierte die Koffer mit dem medizinischen Material. «Am nächsten Tag erhielten wir die Koffer zurück, aber 13 Kilo Material behielt die Drug Authority, weil Material abgelaufen war oder weil sie es als Medikament einstuften», erzählt Astrid Bergundthal, Leiterin Unternehmensentwicklung der Hirslanden Klinik. Natürlich liessen sich die Teilnehmenden davon nicht entmutigen, denn zu wichtig war ihre Mission. Nach wenigen Stunden erreichten sie Kisoga, eine Kleinstadt rund 40 Kilometer östlich von Kampala – der Hauptstadt Ugandas.
Das Team rund um Michael Knauer und Heike Beesen, Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin, machte sich sogleich daran, die wartenden Frauen zu screenen. Amanda Koller und Morena Knecht, beide technische Operationsfachfrauen, sowie Bettina Schwager, Expertin für Anästhesiepflege, erfassten und fotografierten die Patientinnen. «Dolmetscher halfen uns das Screening in vier Sprachen durchzuführen», erzählt Bergundthal. Dennoch hätten sie so ihre Schwierigkeiten mit den Namen der Einheimischen gehabt. Als sich eine Patientin kaum mehr von einem Lachanfall erholen konnte, habe Henry Garvin, Gründer des Krankenhauses, mit einem breiten Grinsen erklärt, dass der Name falsch ausgesprochen wurde und dies in der Umgangssprache kein Name sei, sondern eine erektile Dysfunktion bezeichne. «Da war es an uns, schallend zu lachen», sagt Bergundthal, «irgendwie hatte ich es geschafft, die Frau zu fragen, ob sie Frau Dauerständer hiess.»
Trotz vieler erbaulicher Momente habe man den Fokus aufs Wesentliche nie verloren: zusammen mit den lokalen Gesundheitsfachleuten Frauen mit Brusttumoren zu behandeln. Daraus resultierend sollte ein Konzept erarbeitet werden, das den mittellosen Patientinnen eine kostengünstige und bezahlbare Behandlung ermöglicht. Während viele Frauen mit gutartigen Tumoren keine Operation benötigten, führte das Team in den folgenden Tagen 24 Eingriffe durch. «Leider wurden uns zwei Patientinnen vorgestellt, die nicht mehr operabel waren», offenbart Bergundthal. Wegen zu hoher Kosten kam eine Chemotherapie nicht in Frage und selbst die kostengünstigere medikamentöse Behandlung überstieg die finanziellen Möglichkeiten der Frauen. «Eine Frau aus Uganda hat ein durchschnittliches Einkommen von zwei bis drei Dollar pro Tag», erklärt die administrative Leiterin, «daher gehen die meisten Frauen von Anfang an zum erschwinglicheren 'Witch-Doktor' und wenn sie in die Spitäler kommen, ist meist das terminale Stadium erreicht.»
Alle aus dem Team hätten ausgezeichnet und mit viel Spass zusammengearbeitet. Die OP-Programme wurden zügig abgearbeitet und die Abende in der Lodge klangen mit einheimischen Speisen und Lagerfeuer gemütlich und entspannt aus. «Es geht unter die Haut, wenn 70 Frauen aufstehen und applaudieren, wenn man im Spital eintrifft», erzählt Amanda Koller. «Die Frauen, die auf unsere medizinische Versorgung warteten, gaben uns nicht nur einen Eindruck in die dringenden Bedürfnisse vor Ort, sondern auch die Gelegenheit, einen bedeutenden Beitrag zu ihrer Gesundheit zu leisten.» Es seien ereignisreiche Tage gewesen, an denen man viel erlebt habe. Oft wurde gelacht und gestaunt über die innovativen Lösungen der afrikanischen Kolleginnen und Kollegen. «Trotz der Dankbarkeit, der Fröhlichkeit und dem Humor der Patientinnen, haben uns die tragischen Schicksale berührt», sagt Bergundthal. Beispielsweise jenes der hochschwangeren Frau, die bewusstlos eingeliefert wurde. Nachdem die Mutter stabilisiert und das Kind per Notkaiserschnitt entbunden wurde, kämpfte sich das Mädchen ins Leben, die Mutter jedoch wachte nicht mehr auf und verstarb am nächsten Morgen.
Während die Teilnehmenden ihre Ferien für den Einsatz zur Verfügung stellten, hat der Verein Cheira, der seit 2014 regelmässig mit medizinisch und chirurgischer Hilfe in Afrika im Einsatz ist, die Flüge sowie Kost und Logis übernommen. «Wir wussten, dass die rudimentäre Versorgung vor Ort keine Fehler toleriert», sagt Bergundthal. Die medizinischen Möglichkeiten setzten die Grenzen. Selbst wenn Patientinnen stabilisiert werden können, gebe es keine Intensivplätze, keine Medikamente und keine Nachsorge. «Wir haben das zu akzeptieren und versuchen mit einfachster Medizin das Bestmögliche zu vollbringen», erklärt die Organisatorin. Es seien nur Tropfen auf den heissen Stein, aber ein kostengünstiges Brustkrebsprogramm könnte ein riesiger Tropfen sein. Deshalb sei man daran, ein Konzept zu erarbeiten, das die Operationen und Diagnostik unter 200 Franken ermöglicht und so der Landbevölkerung eine grosse Verbesserung der Lebensqualität bieten würde. «Es muss nicht jede Ärztin, jeder Arzt einen Einsatz in Afrika machen», resümiert Bergundthal, «wenn jemand aber etwas zurückgeben will von dem Reichtum, von dem wir profitieren, ist das eine gute Gelegenheit.»
Von Benjamin Schmid
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