Benno Högger
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Guido Helbling leitet seit 40 Jahren den Fürstenland Chor Gossau. z.V.g.
Guido Helbling feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: Seit vierzig Jahren leitet er als Dirigent den Fürstenland Chor Gossau. Was er mit 31 begonnen hat, führt er auch mit 71 Jahren mit voller Leidenschaft weiter. Aktuell laufen die Vorbereitungen für das Jubiläumskonzert anfangs November.
Musik «In meiner Generation kommt das durchaus noch öfter vor. Ich kenne auf jeden Fall weitere Beispiele», erklärt Guido Helbling, angesprochen auf die Einzigartigkeit eines solch langen Engagements an der Spitze eines Chors. Es gebe auch Mitglieder im Chor, welche die gesamten vier Jahrzehnte unter seiner Dirigentschaft mitgemacht hätten. Dass er 1983 zum Fürstenland Chor beziehungsweise zum Singkreis Gossau kam, sei seinem beruflichen Engagement am Gymnasium Friedberg zu verdanken. «Der damalige Rektor gab im Anstellungsgespräch die Gründung eines Schulchors als Voraussetzung für ein Engagement vor», erinnert sich Helbling. Dieser Aufforderung kam der für Französisch und Musik verpflichtete Junglehrer gerne nach. «Deshalb habe ich jedes Jahr eine Weiterbildung als Chorleiter besucht. Nach sechs Jahren hatte ich den Mut, mich auch ausserhalb des Schulchors als Dirigent zu versuchen», erzählt Helbling, der sich im Studium zum Französischlehrer und Pianisten hatte ausbilden lassen. Er erwähnt auch den Dirigentenunterricht beim damaligen Domkapellmeister von St.Gallen.
Dass er nach vierzig Jahren keine Ermüdungserscheinungen spüre, liege an der Musik. «Sie erfüllt mich so mit Rhythmik und Melodik. Sie gibt mir die Kraft, immer weiterzumachen», analysiert Helbling. Auch der soziale Aspekt spiele eine wichtige Rolle. «Meine Leidenschaft anderen Leuten zu vermitteln und gemeinsam die richtigen Nuancen in den Tonlagen herauszukitzeln, bereitet mir viel Freude», erklärt der Vollblutmusiker. Angesprochen auf die Höhepunkte seiner Ära beim Fürstenland Chor, erinnert sich Helbling an das Festkonzert zur Einweihung des Fürstenlandsaals in Gossau 1996 oder an die Silvestergala zum Jahrtausendwechsel. Auch die drei gemeinsamen Auftritte mit dem Konzertchor Schaffhausen, den Helbling ebenfalls bereits seit 30 Jahren leitet, hat Helbling in bester Erinnerung. 140 Sängerinnen und Sänger sowie rund 60 Orchestermitglieder hätten beispielsweise 2004 für eine wunderbare Ambiance für das Requiem von Brahms gesorgt. In der Planung von grossen Aufführungen, die mit der Verpflichtung von Profiorchestern und Solisten sowie Ausgaben für Bau und Infrastruktur jedes Mal ein Budget von rund 60'000 bis 70'000 Franken erfordert hätten, habe er sich stets auf sehr fähige Leute im Vorstand verlassen können. Gemeinsam mit der Musikkommission obliegt es dem Dirigenten, dem Vorstand Vorschläge für das musikalische Programm solcher Konzerte zu machen. Zu den Höhepunkten gehört selbstredend auch das «Festival der Chöre», das im Mai 2022 in Gossau stattfand und dessen Ausrichtung als Begegnungsfest Helbling als musikalischer Leiter des Grossereignisses massgeblich mitgeprägt hat. «Unsere Chormitglieder haben sich schon in der Vorbereitung, aber auch während des Festivals enorm engagiert», ist Helbling voll des Lobes.
Aktuell laufen die Vorbereitungen für die drei Jubiläumskonzerte, die der Fürstenland Chor am 5. November in Gossau sowie am 11. und 12. November in Teufen und Arbon zu Ehren seines Dirigenten begeht. «Wir kombinieren Tango und klassische Musik. Die kleine Konzerttournee läuft unter dem Titel ‘Mozart meets Tango’», blickt Helbling voraus. Dieses Konzert wird der gemischte Chor, der aktuell über40 Stammsängerinnen und -sänger verfügt, gemeinsam mit dem Konzertchor Ostschweiz (40 Mitglieder) sowie einem Streichorchester bestreiten. Der Fürstenland Chor wird dabei ausserdem von rund 20 temporären Sängerinnen und Sängern unterstützt. Geprobt wird wie üblich einmal pro Woche, wobei kurz vor der Aufführung jeweils zusätzliche Proben anstehen. Ans Aufhören denkt Helbling noch lange nicht: «Ich mache es sehr gerne und es ist das, was ich gut kann. Aktuell bin ich voller Motivation.» Ausserdem habe er nun als Pensionär seit dem Ende des Festivals der Chöre viel Zeit für seine verbliebenen musikalischen Engagements. «Aufhören werde ich, wenn ich spüre, dass ich ungeduldig und unzufrieden werde. Oder wenn vonseiten der Chorvorstände der Wunsch nach einem Wechsel kommt», so Helbling. Er habe klar kommuniziert, dass es die Verantwortlichen offen ansprechen sollen, wenn sie eine Neuausrichtung wünschten. Solange das Feuer für die Musik bei Helbling weiterhin so brennt, dürfte dieser Fall kaum eintreten.
Von Tobias Baumann
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