Benno Högger
Die Berufsfeuerwehr St.Gallen testet zurzeit den Bio-Treibstoff HVO.
Thomas Urscheler (links) und Dominik Eisenegger posieren mit der Ritterrüstung. tb
Der Förderverein Schloss Oberberg feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund hat Vorstandsmitglied Thomas Urscheler eine Ausstellung konzipiert, die bis Anfang Mai in der Kundenhalle der acrevis Bank zu sehen ist.
Poststrasse Wer in diesen Tagen die acrevis Bank in Gossau betritt, wird von einer metallenen Gestalt empfangen. Die Rüstung ist eine Nachbildung aus dem 20. Jahrhundert, die zeigt, wie die Ritter im Mittelalter unterwegs waren. «Gehen konnte man mit diesen Rüstungen nicht. Die wurden nur auf dem Pferd getragen», erzählt Thomas Urscheler, Vorstandsmitglied im Förderverein Schloss Oberberg, der die Ausstellungsgegenstände zusammengetragen und sich dazu intensiv mit der Geschichte des Gossauer Wahrzeichens auseinandergesetzt hat. 1924 kaufte der heutige Förderverein noch unter dem Namen Genossenschaft Oberberg das Schloss, so dass dieses Jahr das 100-Jahr-Jubiläum begangen wird. «Es handelte sich um eine Gruppe Gleichgesinnter um Regierungsrat Emil Mäder, die das Schloss damals für 20'000 Franken kaufte», berichtet Urscheler. Sie hätten das Schloss kurz vor einem Verkauf an ein Zürcher Konsortium aus Privatbesitz gekauft. «Den Kaufvertrag unterschrieben sie vor der Gründung der Genossenschaft. An der ersten Generalversammlung wurde der Kauf rückwirkend bestätigt», weiss Urscheler. Wäre das Schloss damals nicht in Ostschweizer Hand geblieben, es würde kaum mehr in heutiger Form bestehen. «Das Schloss war nach 100 Jahren im Privatbesitz komplett ausgehöhlt», sagt Urscheler. Die neuen Käufer seien Leute mit Weitblick und Geschichtsverständnis gewesen: «Für sie war klar, dass das Schloss für die Nachwelt erhalten werden muss!»
Als besonderes Bijou der Ausstellung bezeichnet Urscheler beim Gang durch die Ausstellung den kaiserlichen Adelsbrief, der normalerweise im Safe lagert und mit dem Obervogt Sartory zum Adligen erklärt wurde. Sartory war wie die anderen Vögte vor ihm vom St.Galler Abt ins Schloss entsandt worden, um über das Gebiet um Gossau zu wachen und Recht zu sprechen. Ins Schwärmen gerät Urscheler auch beim Blick in die nächste Vitrine, in der Gossauer Geschichte erzählt wird, die nationale Bedeutung erlangte. Im Zuge der französischen Revolution verlangte die hiesige revolutionäre Bewegung, die von Johannes «Bot» Künzle, Anton Bossart und Anton Condamin angeführt wurde, 1795 mehr Mitsprache und Steuererleichterungen vom Abt. Nach einer historisch bedeutenden Landsgemeinde von Gossau mit rund 20’000 anwesenden Männern gestand Abt Beda den Untertanen verschiedene Freiheitsrechte zu. «Es war auf dem Gebiet der heutigen Schweiz die erste, unblutige Revolution, die zu einem freien und selbstverwalteten Gebiet führte», erzählt Urscheler.
Das Schloss selbst weist eine rund 800-jährige Geschichte auf – «genauer datieren lässt sich der Ursprung nicht», erklärt Urscheler. Doch die Grundmauern stammten aus jener Zeit. Die oberen Stockwerke dagegen mussten nach einem Brand 1955 komplett neu aufgebaut werden. «Im Jahr davor hatte die Genossenschaft das Schloss für insgesamt 65'000 Franken renovieren lassen. Nach dieser Katastrophe hätten die Mitglieder aufgeben können, doch noch am gleichen Tag beschlossen sie, das Schloss wieder aufzubauen», berichtet Urscheler. Unter Federführung von Gemeindeammann Jacques Bosshart seien rund 450'000 Franken gesammelt worden, so dass das Schloss 1958 wieder eröffnet werden konnte. Seit 1877 und bis heute wird im Schloss gewirtet. «Pächter zu finden, ist nicht einfach. Das mussten wir selbst erleben, als das Ehepaar Schneider 2022 das Schloss nach zwölf Jahren verliess», erzählt Urscheler. Nach einer Übergangslösung wirtet seit letztem Sommer ein Team des Restaurants Atticum in Tübach auf dem Schloss.
2004 wurde die Genossenschaft Oberberg in den Förderverein Schloss Oberberg umgewandelt. «Unsere Aufgabe ist es, die Liegenschaft zu erhalten und das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich zu machen», erklärt Dominik Eisenegger, Präsident des Fördervereins. Auch die Pflege der Mitglieder gehöre zu den Aufgaben. Aktuell verfüge der Verein über knapp 400 Mitglieder, wobei Neumitglieder jederzeit sehr willkommen seien. Schliesslich koste allein der Unterhalt des Schlosses rund 50'000 bis 70'000 Franken pro Jahr. Und immer wieder stünden grössere Investitionen an – demnächst der Ersatz der alten Ölheizung. Trotz der finanziellen Herausforderung zeigt sich Eisenegger zuversichtlich, was die Zukunft des Schlosses angeht. Mit den aktuellen Pächtern sei man sehr zufrieden und der Verein spüre viel Support. «Wenn man die Entwicklung betrachtet, darf man für die nächsten 100 Jahre des Schlosses zuversichtlich sein», findet Eisenegger.
Von Tobias Baumann
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